In der Mitte von Washington D.C., einer Stadt voller Geschichte und Monumente, fand ich mich in einer U-Bahn-Station wieder, die mich in Staunen versetzte. 'Concrete Harmony' nannte ich dieses Bild, weil es die perfekte Symbiose aus Architektur und Funktion darstellt. Ich erinnere mich, wie ich an jenem Morgen dort stand, die Füße fest auf dem Boden der Station, die von diesem unverkennbaren brutalistischen Design geprägt ist. Die Decke wölbte sich über mir in einer fast sakralen Stille, die nur gelegentlich von den Geräuschen der ankommenden Züge unterbrochen wurde. Die symmetrischen Muster der Betonblöcke zogen meinen Blick auf sich, jeder Block ein Meisterwerk funktionaler Kunst.
Die Beleuchtung spielte an diesem Tag perfekt mit – sanft und diffus, als ob sie die Hektik der Stadt darüber vergessen ließ. Die riesigen Säulen rahmen den Raum ein, fest und unverrückbar, jeder mit Anzeigen von Abfahrtszeiten und Liniennummern, die den Pendlern in dieser Hauptstadt Amerikas Orientierung bieten. Etwas in der Art und Weise, wie das Licht die Strukturen anleuchtete, verlieh dem Raum eine fast kathedralenähnliche Atmosphäre. Dieser Moment, wenn Architektur mehr als nur Zweckmäßigkeit und sich zu Poesie erhebt – das wollte ich einfangen, festhalten, auf Film bannen.
Washington D.C. ist mehr als nur das Weiße Haus und die Mall. Diese Stadt pulsiert mit einem unterschwelligen, aber allgegenwärtigen Rhythmus. Die Metro-Stationen, so unscheinbar sie auch wirken mögen, sind stille Zeugen einer bewegten und bewegenden Geschichte. Der Architekt Harry Weese entwarf diese ikonischen U-Bahn-Stationen in den 1970er Jahren mit der Vision, mehr als nur einen Transportbereich zu schaffen. Sie sind vielmehr Treffpunkte für Menschen unterschiedlichster Herkunft, Schnittstellen im Netz persönlicher und kollektiver Reisen.
In der Komposition dieses Fotos wollte ich die Tiefe der Perspektive einfangen. Die Linien führen den Betrachter unwillkürlich von den Rolltreppen im Vordergrund zu dem geheimnisvoll abgedunkelten Mittelteil der Station. Der Kreisel in der Mitte, der ein abstraktes Kunstwerk trägt, scheint wie das Herz dieser künstlichen Wölbung zu pulsieren. Alles im Bild harmoniert, ungeachtet des Lohnes, den der Beton der Schönheit schuldet.
Beim Aufnehmen dieses Bildes verspürte ich eine gewisse Ehrfurcht. Diese Konstruktion ist ein Beweis dafür, dass selbst Beton und Stahl, in ihrer oft als kalt empfundenen Beschaffenheit, uns ein Gefühl von Harmonie und Geborgenheit schenken können. Vielleicht war es diese paradoxe Schönheit, die mich lockte, einen in meinem Sinne unspektakulären, aber doch fesselnden Moment festzuhalten. Alles um mich herum rückte in den Hintergrund und ich fühlte diese unerschütterliche Ruhe inmitten des Chaos der geschäftigen Hauptstadt.
Washington D.C. hat für Reisende so viel mehr zu bieten. Neben den offensichtlichen Sehenswürdigkeiten empfiehlt sich ein Halt bei den Memorials, die eine stille Ehrfurcht vor der Geschichte dieser Nation evozieren. In Georgetown laden die gepflasterten Straßen und charmanten Lokale dazu ein, den Tag geruhsam ausklingen zu lassen. Einheimische und Touristen gleichermaßen finden sich im pulsierenden Nachtleben der Stadt wieder, das vom Jazz in kleinen Clubs bis hin zu hochkarätigen Shows reicht.
Die 'Concrete Harmony' erinnert mich daran, dass selbst im Alltagsleben, oft verborgen im Schatten der Monumente und Meisterwerke, Schönheit gefunden werden kann – in jedem Moment, in jedem Blickaus der Perspektive einer U-Bahn-Station in der Mitte der Weltpolitik. Diesen Moment wollte ich mit der Kamera festhalten, weil er mir zeigte, dass selbst der graue Beton der Stadt seine eigene Geschichte zu erzählen hat.
Dieser Beitrag ist Teil der Fotoreihe
Washington von Dr. Alexander Motzek. Erkunde
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